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Liebe Pakhi, ich habe dein Buch gelesen und da ist eine Frage aufgetaucht: Du schreibst, dass man bei einem Sterbenden besser ein Freund als ein Verwandter sein soll. Ich verstehe diesen Ausspruch von dir nicht.

Was meinst du damit? Was ist so schlimm daran, dass ich das Kind meiner Mutter bin und als ihre Tochter sie auch im Sterben begleiten will? Einen Gruß

 

Liebe Freundin,

das stimmt. In meinem Buch beschreibe ich, dass es besser ist, wenn man sich als Sterbebegleiter wie ein Freund, anstelle einer Tochter zum Beispiel verhält.

Das hat folgenden Grund: Wenn du von der Sterbenden als deiner Mutter sprichst, und dich auch so auf sie einstellst, dann bringst du sie in Probleme.

Denn im Sterben verlieren wir alle Bindungen. Unsere Energien ziehen sich aus der bisher gewohnten Welt nach Innen. Und wir sind nur noch auf diesen kommenden, mysteriösen Moment ausgerichtet, bei dem wir unseren Körper verlassen.

Deine Mutter ist dann nicht mehr deine Mutter, sie ist das Wesen, das sie immer war und immer sein wird. Sie ist im Sterben nicht geformt in einer Weise, wie du sie kanntest, wenn du dich auf sie als Mutter beziehst. Sie verlässt dieses Leben, in dem sie deine Mutter war. Sie wird davon befreit.

Wenn du dich auf sie beziehst als Mutter, sie in alter Gewohnheit als Kind zu ihr sprichst, wie du das eben immer getan hast, dann förderst du ihre Identifikation mit dieser Rolle. Und die Bindung zu diesem Leben wird gestärkt.

Doch wenn du ihr in diesem Ablösungsprozess helfen wolltest, solltest du sie darin unterstützen, sich auf den Flug ins Unbekannte einzulassen.

Ziehe dein liebes Familienmitglied nicht hinunter in das Leben, das nun zu Ende geht. Sondern hilf ihr, alles loszulassen. Auch die Kinder, die sie so sehr liebte. Hilf ihr, voranzugehen, weiterzugehen, was auch kommen mag, wohin der Weg sie auch führt.

Versuche als Sterbebegleiter selbst frei zu werden von der Bindung an deine Mutter, lass sie los und siehe sie als jemanden, der nichts mehr mit dir zu tun hat. Nur die Liebe zwischen euch bleibt bestehen, sonst nichts.

Keine Erinnerungen, keine Anhänglichkeit, keine Erlebnisse binden euch mehr aneinander.

Ihr seid dann wie Freunde. Jeder geht seinen Weg. Eine gewisse Distanz liegt zwischen euch, doch auch eine freundliche Empathie mit dem anderen.

Wenn du dich deiner Mutter gegenüber als Sterbebegleiter wie ein Freund verhältst, dann begleitest du sie auf ihrem Weg. Du vermittelst ihr nicht, dass du traurig bist, dass du sie als Mutter verlierst. Sondern du hilfst ihr, ihre Innerlichkeit zu leben.

Wenn ich sage, dass es besser ist ein Freund für einen Sterbenden zu sein, dann meine ich, dass Liebe, Freundlichkeit und Fürsorge im Raum sind. Der sterbende Freund wird von dir nicht alleine gelassen, sondern in seiner kommenden Ergebung in die Existenz gefördert.

Schaffe für deine Mutter einen Tempel, ein ästhetisches Ambiente. Setz dich zu ihr, sei still mit ihr – begleite sie. Genieße die Intensität des Moments.

Aber sprich nicht von vergangenen Erlebnissen. Sie sind vorbei und haben keine Relevanz mehr für sie.

Verstehst du, was ich meine? 
Ich hoffe, ich konnte dir diesen Unterschied ein wenig vermitteln, was es bedeutet, sich wie ein freundlicher Sterbebegleiter zu verhalten und warum es besser ist, die alten Beziehungsmuster aufzugeben.

Ich schicke dir einen lieben Gruß

Pakhi

Pakhi
Pakhi
... hat Erfahrung in Meditation, ist Altenpflegerin und das Thema Sterben liegt ihr am Herzen.